Altbundespräsident Gauck mag den Begriff „Heimat“

Heimat ist für mich das Gefühl einer ganz eigenen Sicherheit

Berlin. Altbundespräsident Joachim Gauck hat die Wiederentdeckung des Begriffs Heimat in die öffentliche Diskussion begrüßt. „Es war und ist überfällig, den Begriff vom früheren politischen Missbrauch zu befreien“, sagte Gauck einer „Bild“-Sonderausgabe. Er fügte hinzu: „Nationalsozialisten und DDR-Führung haben aber versucht, Heimatliebe mit einem Bekenntnis zu ihren undemokratischen Systemen zu verbinden. Im Nationalsozialismus wurde daraus ein aggressiver Nationalismus, es wurde Hass auf andere Völker geschürt oder – wie gegenüber den Juden – auf Teile der eigenen Bevölkerung. Deutschland brauchte also durchaus eine Erholung von diesen missbrauchten Begriffen. Die ist inzwischen gut und weit gediehen.“

Gauck ergänzte: „Die DDR konnte ich nie als meine Heimat begreifen. Dazu hatte ich zu frühe Unrechtserfahrungen – die Unfreiheit und das ganze Regime passten mir nicht.“ Auslöser für die Heimat-Diskussion ist nach Gaucks Ansicht insbesondere die Flüchtlingsdebatte: „Dass wir uns jetzt besonders mit dem Begriff „Heimat“ beschäftigen, hängt in der Tat mit der Flüchtlingskrise zusammen. Durch die Welle der Zuwanderung entsteht bei manchen Menschen das Gefühl: Wir sind gar nicht mehr bei uns zu Hause, sondern wir werden überfremdet.“ Er mahnte aber zugleich: „Wir sollten den Begriff Heimat aber nicht verkitschen, bis er aussieht, wie ein Gartenzwerg. Heimat ist für mich das Gefühl einer ganz eigenen Sicherheit und eines Zutrauens zu sich selbst. Das bleibt sogar, wenn ich die ursprüngliche Heimat verlasse.“

Mit Blick auf die in Deutschland lebenden Migranten sagte der Altbundespräsident: „Ich finde es nicht hinnehmbar, wenn Menschen, die seit Jahrzehnten in Deutschland leben, sich nicht auf Deutsch unterhalten können, keine Elternabende ihrer Kinder besuchen oder diese sogar vom Unterricht oder vom Sport fernhalten. Wir erwarten von denen, die zu uns kommen, dass sie bereit sind, das Land, wie es gewachsen ist und seine Werte zu akzeptieren. Es darf da keine falsche Rücksichtnahme geben, weil man fürchtet, als Fremdenfeind zu gelten. Ganz gleich, ob Antisemitismus, Frauenfeindlichkeit oder radikaler Islam: Die Bevölkerung muss wissen, unsere gewachsene Ordnung ist diejenige, die gilt. Die Politik muss dafür sorgen, dass das alle begreifen.“ Er setzte hinzu, es müsse „so etwas wie verbindliche Regeln für das Zusammenleben geben muss und nicht mehrere Gesellschaften nebeneinander.“ +++