Aktionen zum Gedenktag gegen Gewalt an Frauen

Aynur Kiniki (links), Inhaberin des „Café Ideal“ in Fulda, unterstützt wie andere Gastronomiebetriebe in Fulda die Aufkleberaktion des Frauenbüros, die die stellvertretende Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Fulda, Gudrun Jonas (rechts) mit angestoßen hat. Foto: Stadt Fulda

Seit 1981 organisieren Menschenrechtsorganisationen wie z.B. „Terre des Femmes“ jedes Jahr zum 25. November Veranstaltungen, bei denen die Einhaltung der Menschenrechte gegenüber Frauen und Mädchen thematisiert wird. Das Schwerpunktthema von Terre des Femmes in diesem Jahr lautet #TrautesHeimLeidAllein – gemeinsam gegen häusliche Gewalt“. Bis zum 10. Dezember, dem Tag der Menschenrechte, finden in vielen Städten dazu Aktionen statt, so auch in Fulda.

Das Frauenbüro der Stadt Fulda organisiert am 25. November, dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, wieder eine Fahnenhissaktion vor dem Stadtschloss mit Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld. Die Aktion und die Fahnen sollen unter anderem auf die Tatsache aufmerksam machen, dass jede dritte Frau in Deutschland von körperlicher und/oder sexualisierter Gewalt betroffen ist und etwa 25 Prozent aller Frauen solche Gewalt in ihrer Partnerschaft erleben. Der Slogan #TrautesHeimLeidAllein soll deutlich machen, dass Gewalt direkt in unserer Nachbarschaft oder im Bekanntenkreis geschieht und oft hinter einer Fassade vom „trauten Heim“ versteckt wird. Frauen fällt es auch aus diesem Grund oft schwer, über erlebte Gewalt zu sprechen. Sie schweigen aus Scham oder aus Angst und können sich aufgrund von finanzieller oder emotionaler Abhängigkeit nicht aus der Situation befreien.

„Dieses Schweigen wollen wir brechen“, lautet der Appell des Frauenbüros. „Dafür braucht es zum einen starke Symbole, damit wir darauf aufmerksam machen. Darum geht es uns auch in diesem Jahr am Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen. Und es braucht Hilfsangebote, um den Betroffenen möglichst schnell zu helfen. Diese können erste Anlaufstelle für Betroffene, aber auch für Zeugen sein.“ Eine solche Anlaufstelle kann das Hilfetelefon gegen Gewalt an Frauen sein. Eine Aufkleberaktion des Frauenbüros in Kooperation mit Fuldaer Gaststätten wurde jetzt gestartet. An besonderen Stellen, beispielsweise auf den Damen-Toiletten der Gaststätten, sollen die Aufkleber auf das besondere Angebot aufmerksam machen: das Hilfetelefon gegen Gewalt an Frauen ist unter der kostenlosen Rufnummer (08000) 116 016 an 365 Tagen im Jahr, 24 Stunden am Tag erreichbar und bietet Hilfe in 17 Sprachen. Das Hilfetelefon berät deutschlandweit betroffene Frauen. Es informiert und vermittelt bei Bedarf an geeignete Unterstützungseinrichtungen vor Ort. Zahlreiche Fuldaer Gastronomiebetriebe erklärten sich bereit, den Aufkleber des Hilfetelefons in ihren Gaststätten anzubringen. „Wir halten dieses Hilfetelefon für ein wichtiges, niedrigschwelliges Angebot und möchten alle, die bisher nicht dabei sind aufrufen, sich noch zu beteiligen“, appelliert stellvertretende Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Fulda, Gudrun Jonas. Es ergänze das Projekt „Luisa ist hier“, mit dem der Sozialdienst Katholischer Frauen vor Gewalt, Übergriffen und Belästigungen schützen möchte.

„Jeder und jede Einzelne von uns ist aufgefordert nicht wegzuschauen, wenn wir in eine Situation geraten, in der wir Gewalt gegen eine Frau wahrnehmen,“ so die stellvertretende Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte Gudrun Jonas. „Die Tatsache, dass die meisten Taten im privaten Bereich stattfinden, darf nicht dazu führen, dass die Täter sich sicher fühlen. Letztendlich müssen wir alle uns dafür einsetzen, dass die betroffenen Frauen Hilfe bekommen und nicht alleine gelassen werden“, betont Jonas. Als ganz praktischen Beitrag, um Frauen zu stärken, hat das Frauenbüro der Stadt Fulda zudem einen Selbstverteidigungskurs organisiert. In ihm können Frauen lernen, Grenzen zu setzen und diese gegenüber anderen zu behaupten. Der Kurs findet am 3. Dezember im Bürgerhaus Haimbach statt. Die Feministische Initiative Fulda e.V. veranstaltet am 25. November um 16 Uhr am Bahnhofsvorplatz eine Kundgebung „Fulda bricht das Schweigen“ mit Redebeiträgen und Infoständen zahlreicher Einrichtungen und Initiativen. +++ pm

<strong><em>Hintergrund – Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen</em></strong>
Der von der UNO seit 1990 offiziell ausgerufene Aktions- und Gedenktag „NEIN zu Gewalt an Frauen“ geht auf die Ermordung der drei Schwestern Mirabal am 25. November 1960 zurück. Die drei Frauen stellten sich mutig dem dominikanischen Diktator Trujillo entgegen und bezahlten ihren Einsatz mit dem Leben. Seitdem dient der Novembertag gleichsam dem Gedenken an die vielen Mädchen und Frauen, deren Leben durch Gewalterfahrungen gezeichnet ist, wie auch dem solidarischen Aufstand und der Gegenwehr. Jede Form von Gewalt an Mädchen und Frauen darf nicht länger akzeptiert werden, lautet der Appell. 

Um einige Zahlen zu nennen: Alle 11 Minuten stirbt auf der Welt eine Frau durch eine ihr nahestehende Person, z. B. den Partner. Laut UN wurden 47.000 Frauen im Jahr 2020 Opfer eines solchen Femizids. In den Coronajahren 2020 und 2021 stieg zusätzlich die Gewalt gegen Frauen an, nachdem sie vorher gesunken war. In Krisensituationen – ob es Krieg, Flucht oder eine Pandemie ist – vertiefen sich die Ungleichheiten, und die Gewalt an Frauen nimmt zu. Nicht nur im Iran und in Afghanistan werden Frauen systematisch diskriminiert und erfahren Gewalt und Unterdrückung und riskieren mit ihren Protesten jeden Tag ihr Leben. Gewalt geschieht virtuell im Netz – und Vergewaltigungen waren und sind ein Mittel der Kriegsführung, auch jetzt in der Ukraine. Auch in Deutschland sind sexuelle Übergriffe, häusliche Gewalt, Frauenhandel, Prostitution und Femizide trauriger Alltag.