Aktionärsschützer: Bayer steht „mit dem Rücken zur Wand“

Union Investment fürchtet bei Bayer teure Vergleiche

Bayer

Nach dem jüngsten Urteil gegen die Bayer-Tochter Monsanto in den USA steht Bayer nach Einschätzung von Aktionärsschützern „mit dem Rücken zur Wand“. Die „absurd hohen Schadensersatzsummen“ seien eine neue Dimension, sagte Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), dem „Tagesspiegel“. „Sie zeigen, wie schlecht das Image von Monsanto und Bayer in den USA ist.“

Die milliardenschweren Schadensersatzsummen würden es Bayer unmöglich machen, in Vergleichsverhandlungen zu treten, „die Vergleiche wären viel zu teuer“, so Tüngler. „Das Unternehmen kann nur darauf hoffen, dass die zweite oder dritte Instanz anders entscheidet und Glyphosat nicht für krebserregend hält. Das Schicksal von Bayer liegt nun allein in den Händen der US-Richter in der zweiten Instanz.“ Sollte Bayer allerdings auch in der zweiten Instanz verlieren, muss die Bayer-Führung nach Meinung der DSW die Konsequenzen ziehen. Dann wäre die Geduld der Aktionäre am Ende und „es wird mehr als eng für Vorstand und Aufsichtsrat“. Nach Einschätzung des Aktionärsvertreters ist Bayer nach dem Kurssturz der Aktie zum Übernahmekandidaten geworden. Derzeit würden die Rechtsrisiken um Monsanto Bayer noch schützen, aber sollte Bayer in der zweiten Instanz gewinnen und die Aktie noch immer billig zu haben sein, „schlägt die Stunde der Übernehmer“, so Tüngler.

Union Investment fürchtet bei Bayer teure Vergleiche

Nach dem Milliarden-Urteil in den USA hat Bayer-Großaktionär Union Investment dem Vorstand vorgeworfen, die Risiken unterschätzt zu haben. „Das Urteil übersteigt die vorangegangenen Urteile um ein Vielfaches. Zwar wird die Höhe der Schadenersatzzahlungen vermutlich vom Richter im Rahmen der Post-Trial-Anträge noch reduziert werden, es verdeutlicht allerdings die enormen Risiken des Monsanto-Deals“, sagte Markus Manns, Portfoliomanager bei Union Investment, der „Rheinischen Post“. Es zeige wieder, dass sich Bayer mit der Akquisition erhebliche rechtliche und finanzielle Risiken eingekauft habe, die sich zum heutigen Zeitpunkt nur schwer quantifizieren ließen. „Mit jedem negativen Urteil sinkt die Konfidenz, dass das zukünftige Settlement bei circa fünf Milliarden Dollar liegen wird, wie von vielen Analysten geschätzt.“ Dennoch gibt Union Investment Bayer-Chef Werner Baumann eine zweite Chance: „Ein überstürzter Austausch des Vorstandsvorsitzenden würde das Risiko einer Zerschlagung erhöhen und kann damit nicht im Sinne von langfristig orientierten Investoren wie Union Investment sein. Wir halten es für fair und nötig, der Unternehmensspitze mehr Zeit zu geben.“ Bayer müsse aber die Risiken in den Griff bekommen und das Unternehmen wieder auf einen stabilen Wachstumspfad zurückführen. Unterdessen machte Ingo Speich, Manager bei Deka Investment für Corporate Governance, deutlich, dass er den Bayer-Vorstand angesichts der Glyphosat-Klagen für überfordert hält. „Das Bayer-Management hat die Klagerisiken in den USA massiv unterschätzt. Die Übernahme scheint das Management zu überfordern“, sagte Speich der RP. Zugleich warnte auch er vor einem Austausch des Vorstands: „Vor einem Austausch des Managements sollte jedoch derzeit tunlichst Abstand genommen werden. Ein neues Management würde das Chaos noch vergrößern. Bei der Komplexität des Unternehmens würde Bayer wichtige Zeit verlieren, wenn sich ein neues Management einarbeiten müsste.“ +++