Air-Berlin-Chef Winkelmann: Insolvenz war „unumgänglich“

Air Berlin verhandelt mit mindestens vier Airlines

Berlin. Air-Berlin-Chef Thomas Winkelmann hat den Schritt seiner Fluglinie zur Insolvenz als „unumgänglich“ bezeichnet. Er glaube aber, trotz Insolvenz sein Ziel zu erreichen und „einen Großteil der Jobs zu sichern. Das kriegen wir hin“, sagte Winkelmann der Wochenzeitung „Die Zeit“. Eine Insolvenz sei immer eine schlechte Nachricht. „Das ist kein zynisches Spielchen, das wir hier treiben“, sagte der Air-Berlin-Chef. Als Grund für die Misere seiner Fluggesellschaft nannte Winkelmann auch die Verzögerungen beim Bau des neuen Berliner Flughafens: „Natürlich ist Air Berlin auch ein Opfer der dauernden Verschiebungen um den neuen Flughafen BER. Wir tragen Berlin im Namen, sind der Königscarrier hier und haben unser gesamtes Konzept der Umsteigeverkehre auf diesen neuen Flughafen ausgelegt. In Tegel geht das nicht, das haben meine Vorgänger schmerzhaft erlebt.“

Air Berlin verhandelt mit mindestens vier Airlines

Die insolvente Fluggesellschaft verhandelt mit mindestens vier Airlines über den Verkauf von Teilen des Unternehmens. Das sagte der Airline-Chef Thomas Winkelmann den Zeitungen „Bild“ und „B.Z.“. Neben Lufthansa seien dies „mehr als zwei weitere Airlines“, schreiben die beiden Zeitungen unter Bezug auf das Interview. Konkrete Namen soll Winkelmann jedoch nicht genannt haben. Dem Unternehmen sei wichtig, dass die Mitarbeiter auch künftig in Deutschland beschäftigt sind. „Es gibt Anbieter, die sind sehr billig, die aber das Geschäftsmodell haben, alles aus Südosteuropa oder Irland zu machen. Die wären für die Air Berliner keine gute Lösung“, so Winkelmann weiter. Zwar zeigte sich Winkelmann in „Bild“ und „B.Z.“ optimistisch, dass der Großteil der rund 8.000 Arbeitsplätze bei Air Berlin gerettet werden könne. Aber: „Aus heutiger Sicht ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass die Marke Air Berlin verschwindet.“ Trotz der Insolvenz empfiehlt Winkelmann Reisenden, weiterhin bei Air Berlin zu buchen. Eine entsprechende Empfehlung könne er „absolut“ ruhigen Gewissens geben. Aber, so Winkelmann weiter: „Wir müssen jetzt schnell sein. Zum Winter muss klar sein, wer die neuen Betreiber unserer Flugzeuge sind.“ Bei der Bundesregierung bedankte sich der Air-Berlin-Chef für den Überbrückungskredit in Höhe von 150 Millionen Euro. „Die Schnelligkeit, mit denen alle in der Bundesregierung vertretenen Parteien gearbeitet haben, hat mich beeindruckt. Da sage ich auch im Namen von 8.000 Air Berlinern und Hunderttausenden Fluggästen: Danke. Wir haben ein nationales Desaster abgewendet“.

CDU- und FDP-Politiker fürchten Totalausfall des Air-Berlin-Kredits

Führende Politiker von CDU und FDP sehen keine Chance auf Rückzahlung des Überbrückungskredits für die insolvente Fluggesellschaft Air Berlin. „Die 150 Millionen Euro werden wir nie wieder sehen“, sagte Unionsfraktionsvize Michael Fuchs (CDU) dem „Handelsblatt“. Es sei „eine Wohltat“, damit die deutschen Urlauber nicht von heute auf morgen an den Flughäfen festsitzen und nicht mehr nach Hause kommen. „Es gäbe sofort den Ruf nach dem Staat, die Reisenden zurückzuholen“, sagte Fuchs. Dennoch sei es „ordnungspolitisch nicht zu begrüßen. Der Steuerzahler wird die Zeche zahlen“. Ebenso pessimistisch formulierte es FDP-Wirtschaftsexperte Michael Theurer. „Der Steuerzahler wird bis zum Sankt-Nimmerleinstag warten, bis er das Geld des Überbrückungskredits wiedersieht“, sagte der Europaabgeordnete der Zeitung. „Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries versagt total. Hier geht es nicht um Wirtschaftspolitik, sondern sich über die Wahl hinweg zu retten.“ Unterstützung bekommen die Politiker von Kartellrechtsexperten. „Ich sehe keine realistische Chance, dass die Mittel zurückfließen. Dem Staat ist Air Berlin einfach zu wichtig, um ihm wichtige Gelder gleich wieder wegzunehmen“, sagte Kartellrechtsexperte Jan Byok von der Kanzlei Bird & Bird dem „Handelsblatt“. Air Berlin werde nun entgegen der Vernunft mit einem Überbrückungskredit gerettet. Zudem werfe der KfW-Kredit auch die Frage auf, ob bestimmte Gläubigergruppen etwa für die Aufrechterhaltung des Flugbetriebs besser behandelt würden als andere. Da sei vieles ungeklärt. +++