AfD-Chef Meuthen fürchtet keine Konkurrenz durch Poggenburg-Partei

Politologe bezeichnet Poggenburg als "bedeutende Figur" für AfD

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Der AfD-Bundesvorsitzende Jörg Meuthen reagiert offiziell gelassen darauf, dass der ultrarechte Ex-AfD-Politiker André Poggenburg eine neue Partei gegründet hat. „Jeder Mensch ist frei, eine Partei zu gründen, selbstverständlich auch Herr Poggenburg“, sagte Meuthen der „Welt“. „In der AfD kann er dann aber natürlich nicht bleiben.“ Der AfD-Chef sagte weiter: „Eine Konkurrenz zu unserer Partei sehe ich überhaupt nicht. Die AfD ist in Sachsen, Thüringen und Brandenburg so stark, dass von der neuen Partei keine Gefährdung ausgeht.“

Diejenigen, die bislang aus der AfD ausgetreten seien und eine neue Partei gegründet hätten, „haben damit allesamt keinen Erfolg gehabt und dem Erfolg der AfD auch keinen Abbruch getan“. Poggenburg hatte am Donnerstag in Sachsen die Partei „Aufbruch deutscher Patrioten – Mitteldeutschland“ gegründet. Aus seiner alten Partei ist der ehemalige Landes- und Fraktionschef der AfD in Sachsen-Anhalt ausgetreten. Diese Schritte erklärte er unter anderem mit dem Agieren des Bundesvorstands. Mit der Partei will Poggenburg bei den drei Landtagswahlen in Ostdeutschland im Herbst antreten.

Politologe bezeichnet Poggenburg als „bedeutende Figur“ für AfD

Der Mannheimer Politikwissenschaftler Thomas König hat den aus der AfD ausgetretenen sachsen-anhaltischen Landtagsabgeordneten André Poggenburg als „relativ bedeutende Figur“ für die Partei bezeichnet. „Er war das personalisierte populistische Charisma der Partei. Ähnlich wie Björn Höcke in Thüringen“, sagte König dem „Mannheimer Morgen“. Den innerparteilichen Streit bewertete der Politik-Professor zudem als Strategie-Kampf zwischen Landes- und Bundespartei. In der Europawahl sei die Bundes-AfD gefordert. „Die Partei muss die Wähler im Osten, aber eben auch die im Westen Deutschlands erreichen“, erklärte er. In Ostdeutschland stelle sich die AfD aber anders dar. „Poggenburg und Höcke sehen sich als Vertreter Mitteldeutschlands im Osten“

Forsa-Chef sieht Chancen für neue Poggenburg-Partei

Der Chef des Meinungsforschungsinstituts Forsa, Manfred Güllner, sieht Chancen für die neue Partei des ehemaligen AfD-Politikers André Poggenburg. „Die Poggenburg-Partei Aufbruch deutscher Patrioten könnte bei den drei Landtagswahlen im Osten die Fünf-Prozent-Hürde überspringen und damit die AfD schwächen“, sagte Güllner den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Die Abgänge von Bernd Lucke oder Frauke Petry hätten der AfD nicht geschadet, „weil die so getan haben, als ob sie jetzt in der politischen Mitte ständen“. Aber Poggenburg gehöre „zur extremen Rechten in der AfD und könnte viele Wähler mitnehmen“, so Güllner weiter. Zudem sei dieser im Osten populär. Seit Anfang der Neunzigerjahre gebe es im Osten ein Potenzial für antidemokratische rechtsradikale Parteien. Poggenburg war am Donnerstag aus der AfD ausgetreten. Er wirft seiner ehemaligen Partei einen „Linksruck“ vor. Die Partei wollte ihn wegen provokanter Äußerungen für Ämter sperren. Güllner sieht die AfD nach dem Abgang von Poggenburg stark unter Druck. Es könne jetzt zu einer Zersplitterung kommen. „Die Frage ist, wie viel von der AfD jetzt wegbröckelt“, sagte der Wahlforscher. Bisher hätten sich alle rechtsradikalen Bewegungen in der Geschichte der Bundesrepublik über kurz oder lang zerlegt. „Es kann durchaus sein, dass mit dem Weggang von Poggenburg langfristig das Ende der AfD eingeläutet wird“, so Güllner weiter. +++