ADAC: Mineralölkonzerne machen vor Steuersenkung Kasse

Sparsame Fahrweise angezeigt

Kurz vor Inkrafttreten der temporären Senkung der Steuern auf Kraftstoffe hat der ADAC die Mineralölkonzerne fürdie aktuellen Spritpreise kritisiert. Weder der Rohölpreis noch der Dollar rechtfertigten Preise in der aktuellen Höhe, sagte ADAC-Sprecherin Katrin van Randenborgh den Sendern RTL und ntv. „Insofern wird hier offensichtlich Kasse gemacht.“ Auf die Frage, ob der sogenannte Tankrabatt bei den Verbrauchern ankomme, sagte van Randenborgh: „Der politische und auch der öffentliche Druck ist enorm. Er wird schon ankommen. Nur: In welcher Höhe und ob die Steuersenkungen komplett weitergegeben werden – das ist offen.“ Sie sei froh, dass auch das Bundeskartellamt genau hinschaue und den Druck nochmal weiter erhöhe. „Das ist in den letzten Jahren versäumt worden.“ Autofahrer sollten mit Blick auf Mittwoch vorsichtig sein, so van Randenborgh weiter: „Auf jeden Fall sollten Autofahrer heute nicht ihren Tank komplett leerfahren.“ Es sei nicht ausgemacht, „dass es morgen Engpässe gibt, dass es Schlangen gibt, dass man nicht wie gewohnt zur Tankstelle fahren kann und sein Auto volltanken kann“. Und ansonsten sei eine sparsame Fahrweise angezeigt.

IEA warnt vor Engpässen bei Benzin und Diesel im Sommer

Der Chef der Internationalen Energieagentur (IEA), Fatih Birol, fürchtet angesichts der angespannten Märkte für Rohöl einen Spritmangel in Europa. „Auf den Ölmärkten könnte es im kommenden Sommer eng werden“, sagte er dem „Spiegel“. Wenn die Haupturlaubssaison in Europa und den USA losgehe, werde die Treibstoffnachfrage steigen. „Dann könnte es zu Engpässen kommen: etwa bei Diesel, Benzin oder Kerosin, besonders in Europa.“ Die europäischen Länder seien „nicht nur auf Rohöllieferungen von außerhalb angewiesen, sondern auch auf Importe von Ölprodukten“, so Birol. „Und da verhängen einige Exportländer wie China gerade erste Ausfuhrverbote; sie wollen ihre eigenen Verbraucher absichern.“ Die aktuelle Energiekrise hält der IEA-Chef für „viel größer“ als die Ölschocks der Siebzigerjahre – und sie wird nach seiner Einschätzung auch länger dauern. „Damals ging es nur um Öl“, sagte Birol. „Jetzt haben wir eine Ölkrise, eine Gaskrise und eine Stromkrise zugleich.“ Um Sprit zu sparen, fordert Birol auch von der Bundesrepublik mehr Maßnahmen als das Neun-Euro-Ticket für den regionalen Zugverkehr. „Deutschland sollte jetzt ein Tempolimit einführen, wenigstens für die Dauer des Krieges“, so Birol. „Das würde doch keine große Veränderung für den Lebensalltag der Menschen bedeuten. Wir sind in Kriegszeiten, in einer Energiekrise, und wir sollten uns lieber vorbereiten auf noch schwierigere Zeiten. Und ein paar Kilometer pro Stunde langsamer zu fahren, das ist nur ein winziger Kompromiss, verglichen mit dem Leiden der Menschen in der Ukraine.“ +++