Walter Steinbeck (70) blickt in diesem Jahr auf fünf Jahrzehnte kreatives Wirken zurück. Etwa 1.000 Bilder und Zeichnungen umfasst das Werk des Fuldaer Künstlers, der sich eigentlich nie als solcher gesehen hat. Angefangen hat alles im Jahr 1974 als er seinen Wehrdienst beim Bundesgrenzschutz gerade zum ersten Mal verlängerte und für sich beim nächtlichen Zeichnen feststellte, dass er offenbar Talent zum Zeichnen besitzt. Die ersten 45 Jahre malte und zeichnete er ausschließlich für sich selbst. Dass daraus einmal mehr werden könnte, oder dass er vom Zeichnen einmal leben könnte, daran hat Steinbeck, der neben dem Beruf des Einzelhandelskaufmanns auch den des Siebdruckers erlernte, nicht im Ansatz gedacht. „Ich bin in erster Linie Unternehmer, als Künstler habe ich mich nie gesehen“, sagt Steinbeck heute, dem erst 2024 so richtig bewusstwurde, was die Kunst eigentlich mit ihm gemacht hat.
„Für mich war es in erster Linie Unternehmertum, nicht aber Künstlertum“
Geschätzt 100 Millionen Artikel mit Walter-Steinbeck-Designs gibt es auf dem Markt, die ab 1981 vorerst europaweit vertrieben, später sogar nach Übersee verschifft wurden. Die Motive tragen den Namen wie „Maus Karlchen“ und „Karoline“, „Maus Lillebi“ oder „Schnecke Antonella“, – insbesondere letztere nicht zuletzt Fuldaerinnen und Fuldaern durchaus ein Begriff sein dürfte. Jahrelang hütete sie als Plüschfigur in den Farben beige-violett oder mit pinkem Gehäuse in den 90ern das Steinbeck-Ladengeschäft, die Galerie „Zum kleinen Mann“ am Fuldaer „Buttermarkt“, das später in die „Karlstraße“ verzog, zierte neben Textilien wie Bettwäsche und Handtücher auch Geschirr und Besteck, oder fand sich auf diversen Schreibutensilien für den Schulbedarf wieder.
Seit den 2000ern nahm auch der Lizenzvertrieb an Fahrt auf, für diesen sich überwiegend Walter Steinbecks Bruder Peter verantwortlich zeichnet. Ein Unternehmen, das von Beginn an mit dabei war, ist beispielsweise WMF; aber auch für Buchverlage und Textilunternehmen arbeitet Steinbeck. In Zukunft ist eine Zusammenarbeit mit dem Drogerie-Riesen Rossmann geplant. Die Produkte sollen dabei komplett druckfähig entwickelt werden, verrät Steinbeck, schließlich ist die Welt sehr viel schnelllebiger geworden als früher, was nicht heißen soll, dass Walter Steinbeck der guten alten Zeit hinterhertrauert. Er selbst beschreibt sich als vorwärtsgewandter Mensch, in der Vergangenheit kramen, ist nicht seins. Wohl mit ein Grund dafür, dass seine Zeichnungen lediglich mit dem Entstehungsjahr versehen sind. Auch führte Steinbeck nie ein Werksverzeichnis, was man es als Künstler eigentlich tun müsste, wie Steinbeck etwas hilflos zugibt. Benieden hat er aber deshalb andere Künstler nie.
„Ich bin ein vorwärtsgewandter und optimistischer Mensch“
Seit 2020 widmet sich der Autodidakt der freien Malerei, ohne Vorgaben von Auftraggebern oder kommerziellem Zwang. Seine immer noch sprudelnde Kreativität bringt Walter Steinbeck bevorzugt mit Acrylfarben auf Leinwand zum Ausdruck. Immer wieder Motiv in seinen Werken: die Vögel, die sich wie ein roter Faden durch seine künstlerische Arbeit ziehen. Aber auch Blumen und Herzen sind zu Steinbeck-Emblemen geworden. So finden die Themen Liebe und Freundschaft in nahezu allen Steinbeck-Bildern ihren Niederschlag. Da mag es verwunderlich erscheinen, dass es für Walter Steinbeck Tage gibt, an denen er mit sich selbst nicht zufrieden ist, und sei es nur, wenn die Kontraste auf der Leinwand für ihn unauthentisch wirken. In einem Monat können jedoch mehrere Bilder vollendet werden, relativiert er.
Sich dennoch als Künstler zu sehen oder den Beruf für sich anzunehmen, damit hat Walter Steinbeck bis heute Schwierigkeiten, wie er verrät. Seinerzeit beim Bundesgrenzschutz haben ihn die Bilder von Horst Haitzinger inspiriert. Durch den österreichischen Karikaturisten entdeckte Steinbeck die Aquarellmalerei für sich. Zum Ende seiner Dienstzeit absolvierte Walter Steinbeck eine weitere Ausbildung zum Siebdrucker. Daran anschließend im Jahr 1981 eröffnete er mit seiner Ehefrau Uschi in seiner Heimatstadt den Geschenkeladen, die Galerie „Zum kleinen Mann“, der die folgenden 35 Jahre seines Bestehens Kultstatus genießen sollte. Seit 2016 sind die Produkte im Steinbeck Onlineshop erhältlich, für diesen sich Ehefrau Uschi und Tochter Anja verantwortlich zeichnen.
Walter Steinbeck ist der Überzeugung, dass jeder künstlerisch veranlagt ist, weshalb er jedem ans Herz legt, sich einmal kreativ auszuprobieren. Diesen Ratschlag hat der dreifache Familien- und neunfache Großvater auch schon seinen Kindern und Enkelkindern mit auf den Weg gegeben. Die Ergebnisse zieren die Wohnkulturen der Steinbecks. Ans Aufhören denkt der Unternehmer Walter Steinbeck noch lange nicht. Nach wie vor sprüht der 70-Jährige vor Kreativität und Schaffensfreude. 50 Jahre „Steinbeck Art“ bedeuten für den lebensbejahenden Walter Steinbeck gelebtes Leben mit allem, was es ausmacht, vorwiegend natürlich die frohen und herzerwärmenden Momente, die es lebenswert machen. +++ jessica auth