25 Jahre Malteser Hospizdienst in Fulda: Festveranstaltung zum Jubiläum

„Malteserarbeit beginnt zuhause - dort, wo unsere Nächsten sind“

Mit einem Festgottesdienst und einer anschließenden Festveranstaltung in Petersberg im Landkreis Fulda hatte man am Freitag das 25-jährige Bestehen des Malteser Hospizdienstes in Fulda begangen. Unter den Gästen waren neben Wegbereitern und – begleitern des Dienstes auch Vertreter aus der Hessischen Landespolitik, Repräsentanten des Landkreises sowie kommunale Vertreter. Als Festredner fungierte der Vorsitzende der SPD-Fraktion im Deutschen Bundestag a. D. sowie Vorsitzende der SPD Deutschlands a. D. und ehemalige Vizekanzler, Franz Müntefering. Müntefering referierte zu dem Thema „Sterben in dieser Zeit“. In seinem Vortrag berichtete er aus der Zeit, in der er seine schwer an Rheuma erkrankte Mutter in der schweren Krankheitsphase sowie später im Sterben begleitete und Jahre später auch seine an Krebs erkrankte Ehefrau pflegte und auch ihr in ihrer letzten Lebensphase beistand. Anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Malteser Hospizdienstes in Fulda plädierte Müntefering für einen weiteren Ausbau der Hospizarbeit und damit für mehr Salonfähigkeit und einen offeneren Umgang bei dieser in der Gesellschaft oft noch negativ konnotierten Thematik.

Eröffnet wurde die Festveranstaltung im Propsteihaus der Gemeinde Petersberg von der Fachreferentin der Malteser Hospizarbeit, Bärbel Schoppmann, und dem Leiter des Malteser Hospizdienstes Fulda, Wilfried Wanjek. Nachdem sie das bis auf den letzten Sitzplatz besetzte Propsteihaus auf das Herzlichste willkommen geheißen hatten, betonten sie an dieser Stelle ihre große Freude darüber, dass so viele bekannte wie vertraute Gesichter aus der Hospizarbeit und des -dienstes – unter ihnen etliche ehrenamtliche Hospizbegleiterinnen und – begleiter, Initiatoren und Wegbereiter, Palliativmediziner aus dem näheren und weiteren Umfeld Fuldas, Vereine und Verbände, Amtsträger sowie Kolleginnen und Kollegen, die teils auch aus Marburg angereist waren, – der Einladung der Fuldaer Malteser nach Petersberg gefolgt waren. Beide gaben sie einen groben Überblick über den weiteren Verlauf der Jubiläumsfeierlichkeit und hießen an dieser Stelle auch den Ersten Polizeikinder- und Jugendchor Fulda (EPKIC) sowie den Projektchor der Malteser in Fulda, der sich eigens für das 25-jährige Jubiläum gegründet hatte, willkommen.

Als Hausherr und Bürgermeister der Gemeinde Petersberg hieß Carsten Froß (CDU) die Festgäste willkommen. Froß unterstrich in seinem kurzgehaltenen Grußwort die Bedeutung des Jubiläums, dieses ihn persönlich „mit großem Stolz“ erfüllte und nutzte diese Gelegenheit, die Malteser („unsere Malteser“) in seiner Gemeinde, diese mit dem „Betreuungs- und Sanitätsdienst“ sowie den Themenfeldern „Ausbildung“, „Betreuung“ und „Jugendarbeit“ besonders breit aufgestellt sind, kurz vorzustellen. Abschließend gratulierte er dem Malteser Hospizdienst in Fulda für das 25-jährige Bestehen und wünschte der Festveranstaltung noch einen guten Verlauf.

An den Festredner, Franz Müntefering, adressiert sagte der Diözesanleiter der Malteser im Bistum Fulda, Dr. Constantin von Brandenstein-Zeppelin, in seiner Rede anlässlich des 25-jährigen Jubiläums des Malteser Hilfsdienstes in Fulda: „Den Weg, den Sie gegangen sind – so finde ich – ist eine Botschaft. Angefangen von Ihrer wertvollen Politik für unsere Bundesrepublik, wo Sie wertvolle Arbeit geleistet haben, haben Sie auf ihren weiteren Karriereweg verzichtet, um für Ihre Frau da zu sein. Damit haben Sie uns ein wichtiges Beispiel gegeben, in dem Sie uns gezeigt haben – bei den Maltesern heißt das: ‚Malteserarbeit beginnt zuhause‘ -, dass wir zur Nächstenliebe aufgerufen sind und nicht zur Übernächstenliebe, was bedeutet: Die Menschen in unserem direkten Umfeld sind als erstes Ziel unserer Arbeit. Und dies, sehr geehrter Herr Müntefering, haben Sie uns in schönster Weise gezeigt.“

Weiter sprach Dr. Constantin von Brandenstein-Zeppelin von den Anfängen des Malteser Hospizdienstes Fulda als einer der größten Hospizdienste in Hessen. Ausschlaggebend für die Gründung der Hospizarbeit der Malteser war ein Vortrag des Internisten Dr. Paul Becker in 1993 im Bonifatiushaus in Fulda. Becker referierte damals auf Einladung einer Gruppe von ehrenamtlichen Hospizbegleiterinnen und Hospizbegleitern, um Werbung für die Hospizarbeit zu machen. Becker zu seiner Zeit leitete damals bereits ein Hospiz in Bingen. Richtig bewusst, dass auch sie „endlich“ sind, wurde den damaligen Hospizbegleitern als Becker seinen Vortrag mit den Worten „Liebe Sterbende“ begann. „Um uns alle darauf hinzuweisen, dass wir alle auf dem gleichen Weg sind und auch gleichermaßen betroffen sind“, erinnert sich Diözesanleiter Dr. Constantin von Brandenstein-Zeppelin noch sehr genau. Dieses Erleben und Begreifen von etwas, dem zur damaligen Zeit noch so Viele in der Gesellschaft ängstlich und verschlossen gegenüberstanden, sollte von nun an die Tätigkeit der ehrenamtlichen Hospizbegleiterinnen und – begleiter des Hospizdienstes, die man heute, im 21. Jahrhundert liebevoll „Wünsche-Erfüller“ nennt, und die Zukunft der Gruppe, aus dieser sich später der Hospizdienst erwuchs, bestimmen…

Constantin von Brandenstein-Zeppelin: „Für mich ist die Hospizarbeit ein ganz besonderer Dienst, denn unser Motto ist seit 900 Jahren „Glauben und Helfen“. Und wenn ich mir die Hospizarbeit heute anschaue, so hat diese einen ganz besonderen Stellenwert: Menschen helfen den Sterbenden, den Angehörigen, den Trauernden und den Kindern – gleichzeitig geschieht dieser Dienst unvoreingenommen und mit einer großen Ehrlichkeit. So fragen beispielsweise ganz viele Menschen: ‚Sagen Sie mal, was glauben Sie, kommt wohl danach?‘ Und auf diese Frage können Sie nicht einfach mit irgendetwas antworten; Diese Frage können Sie nur damit beantworten, was Ihr eigener Glaube ist, denn sonst ist dies nicht glaubwürdig. Und diese enge Verzahnung von glauben und helfen, das ist das Wertvolle im Einklang dieser Arbeit.“

Eine Hospizbegleiterin der ersten Stunde bei den Fuldaer Maltesern ist Marion Atzert. Ihre Anfänge der ehrenamtlichen Hospizarbeit gehen bis auf 1994 zurück. So war Marion Atzert, unter anderem Mitgründerin des Malteser Hospizdienstes, ihrer Zeit die erste ehrenamtliche Hospizbegleiterin. Atzert berichtete über ihre Anfänge als sie sich als erste ehrenamtliche Hospizbegleiterin am Aschenberg Schwerkranken und Sterbenden widmete. Inspiriert habe sie damals der Vortrag von Paul Becker, antwortet Atzert heute, wenn man nach ihren Beweggründen fragt. Auch sei es einfach ihr „Bauchgefühl“ gewesen, damals das Richtige zu tun, zumal es zu dieser Zeit auch „gar keine richtige Struktur“ gegeben habe, die einen von etwas Gegenteiligen oder Entgegengesetzten überzeugen hätte können. „Hospizarbeit lebt von vielen Menschen“, sagt die Pionierin bescheiden. Marion Atzert dankte allen ehrenamtlichen Hospizbegleiterinnen und – begleitern, die sie in den Anfängen mit unterstützt hatten sowie allen Kolleginnen und Kollegen damals und heute im Haupt- sowie im Ehrenamt.

Weiter kamen am Freitag viele, viele Mitstreiter aus der Hospizarbeit zu Wort. Alle unterstrichen trotz der Ernsthaftigkeit der Thematik und ihrer Konnotation die Schönheit dieser, für unsere Gesellschaft so wertvolle Arbeit und ihre persönliche innere Erfüllung.

Die Festveranstaltung wurde musikalisch umrahmt vom Projektchor der Malteser in Fulda sowie dem Ersten Polizeikinder- und Jugendchor Fulda (EPKIC). +++ ja