190-jähriges Bestehen der Kirchner-Orgel in Lahrbach

Eine Königin feiert Geburtstag

Ute Jarchow (Alt), Thomas Nüdling (Orgel), Anna Ziert (Sopran) Foto: Klaus Fladung

Lahrbach. Geburtstage sind ein Grund zum Feiern – unabhängig vom Alter. Deshalb lud die katholische Kirchengemeinde St. Johannes der Täufer Lahrbach in ihre Alte Pfarrkirche ein. Die dort 1828 erbaute Orgel feiert in diesem Jahr ihr 190jähriges Bestehen. Anna Ziert (Sopran), Ute Jarchow (Alt) und Thomas Nüdling (Orgel) gestalteten ein Geburtstagkonzert, deren verschiedene Ständchen fünf Jahrhunderte Musikgeschichte umfassten.

Trotz ihres Alters hat die „alte Dame“ nichts von Ihrer Klangvielfalt und Klangpracht eingebüßt. Sie verfügt über eine breite Palette von Klangfarben, die Thomas Nüdling bereits in der eröffnenden Partita „Nun jauchzt dem Herren alle Welt“ (Psalm 100), die aus seiner eigenen Feder stammt, geschickt zu nutzen wusste. Verschiedene Satzarten (wie etwa Bicinium, Trio und Kanon) wechselten sich in farbiger Registrierung mit den gesungenen Liedstrophen ab. Dabei wandelten die Sängerinnen feierlich durch den Kirchenraum und musizierten mal alleine, mal im Duett ihren Part.

So erstrahlte die Königin der Instrumente bereits am Anfang in prächtigem Glanz, erwies sich aber in den nachfolgenden Werken auch als zurückhaltende Begleiterin, um die polyphonen Strukturen der vokalen Solopartien bestens zur Geltung zu bringen. In Johann Herrmann Scheins geistlichen Konzerten „Ein feste Burg ist unser Gott“ (Psalm 46) und „Vater unser im Himmelreich“ (Matthäusevangelium, Kapitel 6) warfen sich Anna Ziert und Ute Jarchow Floskeln prägnant hin und her und füllten „Burg“ und „Himmelreich“ mit wunderbarem Leben und frischer Agilität.

Johann Kuhnau lässt in seinen „Biblischen Historien“ die zugrundeliegenden Geschichten lebendig werden. Besonders herrlich gelang es Thomas Nüdling im „Streit zwischen David und Goliath“, die unterschiedlichen Charaktere der Akteure dazustellen: Goliath polterte und gab an, David kam unbeschwert daher, die Philister flohen in alle Richtungen, währende das Volk tanzte und jubelte.

Mit Psalm 23 wagten die Musici einen musikgeschichtlichen Spaziergang: Der „Hirte“ stand in sechs verschiedenen Kompositionen auf dem Programm. Die Schlichtheit der Psalmodie im gregorianischen Gesang und bei Heinrich Schütz ergriff die Zuhörer genauso, wie die Gegenüberstellung von rauen Harmonien und schwingender Rhythmik bei Georg Philipp Telemann. Schwelgerische Harmonien verbunden mit klangschönen Melodien in Werken von Antonin Dvorak und Thomas Nüdling drangen tief in die Herzen der zahlreichen Zuschauer. Besonders die warme Altstimme von Ute Jarchow verlieh der Dvorak’schen Vertonung eine pastorale Stimmung.

Beim „Ave Maria“ (Lukasevangelium, Kapitel 1) von Bach-Gounod, das Anna Ziert schwerelos vom Marienaltar aus sang, schaute von dort selbst die Muttergottes glücklich zu. Langanhaltender Applaus und eine Zugabe beendeten den musikalischen Geburtstag, der mit kulinarischen Leckereien des Gasthauses Kehl weiter begangen wurde. +++