100 Grundschullehrer fehlen in Hessen

Stärkung der Bildungssprache Deutsch

Wiesbaden. In der Kommenden Woche startet das neue Schuljahr und in Hessen sind rund 100 Lehrerstellen an Grundschulen nicht besetzt. Bei einer Gesamtzahl in diesem Bereich von rund 11.500 Lehrerstellen liegt der Anteil bei etwa 1 Prozent, wie Kultusminister Lorz (CDU) am Donnerstag in Wiesbaden erklärte. Es fehle an Bewerbern. Die Grundversorgung beim Unterricht sei aber nicht gefährdet, sagte Lorz. Dies habe eine Abfrage bei allen 1.068 Grundschulen ergeben.

Im Vergleich mit anderen Bundesländern können sich diese erfolgreichen Anstrengungen mehr als sehen lassen. „Wir halten nach wie vor die Messlatte für die Qualität unserer Lehrkräfte hoch“, betonte der Kultusminister. „Um ausreichend Lehrkräfte zu gewinnen, haben wir schon zu Beginn dieses Jahres ein dreistufiges Maßnahmenpaket entwickelt und darüber hinaus auf diversen Feldern dafür gesorgt, attraktive Arbeitsbedingungen zu schaffen.“ So haben sich Schulämter und Lehrkräfteakademie durch aktives Werben und persönliche Ansprache darum bemüht, die in Hessen ausgebildeten Lehrkräfte hier zu halten und ihnen gesicherte berufliche Perspektiven zu bieten. „Jeder Absolvent des Lehramts an Grund- oder Förderschulen in Hessen erhält sofort ein Einstellungsangebot, Absolventen mit Gymnasial-, Haupt- oder Realschullehramt, die bislang noch keine Anstellung gefunden haben, erhalten die Möglichkeit, sich zum Grund- oder Förderschullehrer weiterzuqualifizieren. „Auf den bisherigen Erfolgen können und wollen wir uns aber nicht ausruhen. Unser Ziel ist, bis zu den Herbstferien die Zahl der nicht besetzten Stellen weiter zu reduzieren, wenn nicht gar jede Stelle zu besetzen“, sagte Lorz.

Christoph Degen (SPD): Hessen bleibt in Bildungsvergleichen Klassenletzter

Zum Beginn des neuen Schuljahres hat die SPD-Fraktion der amtierenden Landesregierung in der Bildungspolitik ein schlechtes Zeugnis ausgestellt. Der bildungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Hessischen Landtag, Christoph Degen, stellte fest, dass das Land in nahezu allen Vergleichsstudien schlecht abschneide. Hessen sei bundesweit Schlusslicht bei der Inklusion und auch beim Ganztagsschulausbau abgeschlagen. Zudem verschärfe sich der Lehrermangel weiter, ohne dass die schwarz-grüne Landesregierung erkennbar gegensteuere. „Kultusminister Lorz schleicht mit angezogener Handbremse durchs Land und blinkt immerzu, ohne endlich einmal die richtige Ausfahrt zu nehmen. Unterdessen wird Hessen von allen anderen Bundesländern überholt“, sagte Christoph Degen am Donnerstag in Wiesbaden. Der Schulstart beginne mit zusätzlichen Belastungen für die Lehrerinnen und Lehrer, aber auch für die Schulkinder, die in wachsendem Maße nicht mehr von qualifizierten Lehrkräften unterrichtet würden, so Degen.

FDP: Flächendeckendes Angebot an Förderschulen muss erhalten bleiben

Der bildungspolitische Sprecher der FDP-Fraktion im Hessischen Landtag, Wolfgang Greilich sagte: „Die Hessische Landesregierung ist leider für alle Schülerinnen und Schüler ein denkbar schlechtes Vorbild, da sie sich beharrlich weigert, ihre Hausaufgaben zu machen. Indem Schwarz-Grün die massive Überlastung der Lehrkräfte in unserem Land einfach ignoriert, gefährdet sie die notwendige individuelle Förderung unserer Schüler. Denn statt mit konkreten Maßnahmen zielgerichtet die offensichtlichen Mängel im Bildungsbereich anzugehen, verschlechtert die Landesregierung unter anderem durch eine überstürzte Inklusion, die Abschaffung von Förderschulen und bürokratische Vorgaben die Situation im Vergleich zum vergangenen Schuljahr noch zusätzlich. Auch die heutige Pressekonferenz des Kultusministers hat gezeigt, dass CDU und Grüne immer noch nicht verstanden haben, dass die in den vergangenen Jahren immens gestiegenen Anforderungen an Schulen und Lehrpersonal nur bewältigt werden können, wenn die notwendigen Ressourcen zur Verfügung gestellt werden. Da jedoch die vorhandenen Stellen und Mittel absehbar bei weitem nicht ausreichen werden, um Inklusion und Integration sinnvoll und vor allem im Sinne aller Schüler umzusetzen, läuft die Landesregierung in der Schulpolitik aktuell sehenden Auges vor die Wand.“

Grüne: Bildungs- und Chancengerechtigkeit im Mittelpunkt

Mit dem neuen Schuljahr treten eine Reihe von Neuerungen in Kraft. Diese unterstützen aus Sicht der Grünen Landtagfraktion die Schulen spürbar dabei, mehr Bildungs- und Chancengerechtigkeit zu verwirklichen. „Seit der grünen Regierungsbeteiligung hat die Bildungspolitik in Hessen neue Schwerpunkte gesetzt. Das vierte Schuljahr in Folge wird in bislang nicht bekanntem Maße in die Bereiche ganztägig arbeitende Schulen, Lehrerzuweisung nach Sozialindex, Deutschförderung und Inklusion investiert. Seit Beginn der Legislaturperiode wurden für diese vier Bereiche 3.510 Stellen zusätzlich zur Verfügung gestellt. Das neue Schülerticket erlaubt es allen Schülerinnen und Schülern für einen Euro pro Tag, in ganz Hessen kostengünstig und umweltfreundlich mobil zu sein. Das neue Schulgesetz stellt die Weichen in Richtung einer an den Bedürfnissen vor Ort orientierten Schulentwicklung. Natürlich bleibt auch noch eine Menge zu tun, aber die bisherige Bilanz kann sich sehen lassen“, so der bildungspolitische Sprecher der Grünen, Mathias Wagner. +++