Vorschläge für „SuedLink“-Trasse vorgestellt

Fulda. Der Netzbetreiber TenneT hat am Dienstag in Fulda die neuen Vorschläge für das SuedLink-Projekt präsentiert. Berücksichtigt wurden auch die Einwände der Anwohner. An mehreren Tischen wurden 27 mögliche Verläufe auf hessischem Gebiet gezeigt. Man werde alle Vorschläge mit ins Genehmigungsverfahren nehmen, sagte eine Sprecherin. Die Entscheidung liege letztlich aber bei der Bundesnetzagentur. Neben zahlreichen Bürgermeistern waren auch die Bundestagsabgeordneten Birgit Kömpel (SPD) und Michael Brand (CDU) bei der Veranstaltung.

Wie die Sprecherin sagte, bedeute Energiewende auch Netzausbau auf allen Spannungsebenen. Das könne Aus- oder Neubau sein. Die geplante Trasse sei ein solcher Neubau und verbinde den Norden mit dem Süden. Um bei der Veranstaltung konkrete Antworten geben zu können, waren rund 20 Mitarbeiter des Projektteams anwesend. Projektleiter Dr. Christoph Thiel erklärte, dass man die gemachten Vorschläge nicht eins zu eins übernommen, sondern bestmöglich integriert habe. Dabei wurden die Vorschläge so optimiert, dass sie auch eine gute Chance hatten, verwertet zu werden. Alle auf dieser Basis entwickelten neuen Korridorvorschläge, die besser, gleichwertig oder eine Stufe schlechter als der erste Trassenkorridorvorschlag bewertet wurden, würden in den Antrag auf Bundesfachplanung aufgenommen, so Thiel.

Walter Glänzer, Bürgermeister der Gemeinde Neuenstein, sagte: „Ich hatte erwartet, dass man hier in Form einer Präsentation vorstellt, warum man Alternativ-Trassen geplant habe.“ Einfach zu sagen, man habe Hinweise aus der Bevölkerung bekommen, sei ihm zu wenig. „Auch hat man uns bis heute nicht erklärt, warum man durch die Mitte von Deutschland geht“, so Glänzer. Aus seiner Sicht habe sich die Erwartungshaltung an die Veranstaltung nicht erfüllt. Man hätte hier klar sagen müssen, wie Dinge zustande kommen. Der Bürgermeister nannte als Beispiel die Höhe der geplanten Strommasten. „Warum müssen diese so hoch sein? Ist der Gleichstrom wirklich gesundheitsgefährdend, weshalb eine solche Höhe gewählt wird?“ Dies alles seien Fragen, die Antworten erforderten, so Glänzer. Es könnte der Eindruck entstehen, dass man den Weg des geringsten Widerstandes gehe.

Auch die Bundestagsabgeordnete Birgit Kömpel (SPD) bedauerte, dass bei dem gewählten Format keine richtige Diskussion aufkommen konnte. Die Tische und die darauf ausgelegten Pläne seien für die reine Information gut, aber um mit den Bürgern über die Pläne zu diskutieren, sei das gewählte Format der Veranstaltung falsch gewesen. Auch Thomas Hach aus Uttrichshausen hatte mehr erwartet: „Die Trasse stört mich von der Optik her wenig, mir sind die Belastungen durch mögliche Strahlung wichtig“. Dies aber habe man nicht erfahren, so Hach.

Der Bundestagsabgeordnete Michael Brand (CDU) sagte, es sei gut, frühzeitig mit TenneT ins Gespräch zu kommen, Anregungen zu geben und Kritik zu äußern. Auch der CDU-Politiker bedauerte, dass es das völlig falsche Format war. Er hätte sich vorgestellt, dass die Vorzugstrasse und die Alternativ-Trassen durch TenneT vorgestellt und anschließend die Fragen diskutiert worden wären. „Es gibt eine Reihe von Fragen, die gestellt wurden, die auch für andere interessant gewesen wären. Von einer solchen Veranstaltung sollte man Erkenntnis gewinnen und nicht mit Wohlfühlaussagen gehen. Man möchte auf konkrete Fragen auch konkrete Aussagen haben, dies habe ich vermisst“, so Brand. Er fügte hinzu, dass er sich um eine weitere Veranstaltung bemühte, in der Fragen nicht nur in kleinen Kreisen beantwortet würden.

Ganz anders sah es Bürgermeister Dietrich aus Großenlüder. Er sagte fuldainfo, dass man für sich klären konnte, warum man von der Ursprungsroute abgekommen sei, wer die Alternativ-Routen vorgeschlagen habe und auf welcher Grundlage diese angenommen wurden. „Uns hat die Veranstaltung ein ganzes Stück in puncto Kenntnis und eigener Entscheidungsfindung vorangebracht“. Nun werde man die Gemeinden, die an den Alternativ-Routen liegen, an den Tisch holen und das Ganze anschauen und dann selbst Alternativ-Routen erarbeiten, das sei die Konsequenz daraus, sagte Dietrich.

Ulrike Hörchens von TenneT sagte uns, dass es ein sehr guter Infomarkt gewesen sei. Sie habe mit vielen Bürgern gesprochen. Es ging dabei um die konkreten Vorschläge und wie man dazu gekommen sei. Sie habe den Eindruck, dass die Bürger den Infomarkt angenommen hätten. Sicherlich werde es Diskussionsbedarf über die Korridorvorschläge geben, die aber seien ganz in unserem Sinn. Man sei gespannt, wie es im Genehmigungsverfahren weitergehe. „Aus den mehr als 3.000 Hinweisen waren 1.700 raumbezogen. Mehr als 500 waren Vorschläge zu neuen Korridoren, da sich viele auf denselben Raum bezogen hatten, haben wir diese gebündelt und letztlich 112 Korridorvorschläge erarbeitet. Hiervon gehen 98 Bürgervorschläge mit ins Genehmigungsverfahren, dies ist für uns ein wichtiger Punkt, da wir die Mitgestaltung der Bürger wollten.“ Auf die Frage, was die Bürger so am meisten beschäftigte, sagte Hörchens: „Viele Bürger beschäftigt die Frage des Bedarfs für den Netzausbau, andere wiederum sind besorgt um den Umweltschutz und wiederum andere sorgen sich um die gesundheitliche Belastung“. Man werde jetzt in anderen Regionen mit den Veranstaltungen fortfahren. „Am 10. Oktober werden wir den vorläufigen Stand des Antrages – mit ausführlichen Begründungen – ins Internet stellen. Der Antrag für das Genehmigungsverfahren wird im Laufe des Jahres eingereicht.“ Die 800 Kilometer lange Stromtrasse soll ab 2022 Energie aus Offshore-Windparks in der Nordsee nach Süddeutschland transportieren. +++ fuldainfo