So wählten die Hessen bei der Europawahl 2014

Wiesbaden. Die Ergebnisse der repräsentativen Wahlstatistik zur Europawahl am 25. Mai 2014 in Hessen liegen vor. Diese Statistik stellt die Wahlentscheidung der hessischen Wählerinnen und Wähler untergliedert nach Altersgruppen und Geschlecht dar. Nach Mitteilung des Hessischen Statistischen Landesamtes sind die Stimmenverluste der CDU (Landesdurchschnitt: minus 5,8 Prozentpunkte auf 30,6 Prozent gegenüber der Europawahl 2009) vor allem auf die Wahlentscheidung der 60-Jährigen und Älteren zurückzuführen. In dieser Wählergruppe hatten die Christdemokraten überdurchschnittlich hohe Stimmenverluste, wobei die Stimmenrückgänge bei den Männern dieser Altersgruppe (minus 12,2 Prozentpunkte) noch ausgeprägter waren als bei den Frauen (minus 9,4 Prozentpunkte).

Dennoch hatte die CDU bei den Älteren wieder den stärksten Rückhalt und erreichte deutlich über dem Landesdurchschnitt von 30,6 Prozent liegende Stimmenanteile: 38,1 Prozent der 60-Jährigen und Älteren machten ihr Kreuz bei den Christdemokraten, von den 70-Jährigen oder Älteren waren es sogar 44,3 Prozent. Bei den Jungwählern dagegen war die Resonanz nur halb so groß: Mit 22,3 Prozent erzielte die CDU bei den 18- bis unter 25-Jährigen ihr schlechtestes Ergebnis. Die CDU wurde wie bei früheren Wahlen auch häufiger von Frauen (32,5 Prozent) als von Männern (28,8 Prozent) gewählt. Dies trifft mit Ausnahme der 18- bis unter 25-Jährigen auf alle Altersklassen zu. Besonders auffällig sind die geschlechtsspezifischen Unterschiede bei den 60-Jährigen oder Älteren: Hier haben die weiblichen Wählerinnen einen Vorsprung von 6,2 Prozentpunkten.

Die SPD hatte bei der Europawahl 5,9 Prozentpunkte zugelegt und lag mit 30,3 Prozent der gültigen Stimmen nur knapp hinter der CDU. In den Altersgruppen, in denen die CDU die meisten Stimmen verloren hatte, konnten die Sozialdemokraten besonders punkten: Bei den 60-Jährigen und Älteren hatten sie ihren höchsten Stimmengewinn (plus 9,5 Prozentpunkte) und bei den 60- bis unter 70-Jährigen wurden sie mit 36,6 Prozent sogar stärkste Partei. Die SPD hatte in der jüngsten Altersgruppe Stimmenverluste (minus 2,3 Prozentpunkte) zu verzeichnen; in dieser Altersgruppe sowie bei den 25- bis unter 35-Jährigen hatte sie mit jeweils 20,7 Prozent ihr niedrigstes Ergebnis erzielt. In den übrigen Altersgruppen konnten die Sozialdemokraten ihre Stimmenanteile bei Männern und Frauen erhöhen. Die SPD war bei Männern (29,4 Prozent) und Frauen (29,9 Prozent) nahezu gleichermaßen beliebt, auch innerhalb der Altersgruppen.

Die GRÜNEN erreichten bei der Europawahl 12,9 Prozent der gültigen Stimmen, 2,1 Prozentpunkte weniger als bei der Europawahl 2009. Sie konnten bei den jüngeren Wählerinnen und Wählern unter 25 Jahren besonders punkten. Bei leichten Zugewinnen lag die Partei in der jüngsten Altersgruppe mit 22,5 Prozent der gültigen Stimmen in der Wählergunst noch vor der CDU und SPD an erster Stelle. In den höheren Altersjahrgängen nimmt das Interesse an der Partei jedoch immer mehr ab: Von den 60- bis unter 70-Jährigen stimmten 9,4 Prozent für die GRÜNEN, von den 70-Jährigen und Älteren nur noch 3,2 Prozent. Die GRÜNEN wurden von Frauen (15,5 Prozent) häufiger gewählt als von Männern (11,0 Prozent) und zwar in allen Altersgruppen. Am prägnantesten sind die geschlechtsspezifischen Unterschiede bei den 18- bis unter 25-Jährigen: Hier stieg der Stimmenanteil der Frauen um 5,1 Prozentpunkte auf 31,1 Prozent, während die Quote der Männer um 4,2 Prozentpunkte auf 14,3 Prozent zurückging.

Die AfD erreichte bei der Europawahl aus dem Sprung insgesamt 9,1 Prozent der gültigen Stimmen. Ihr Erfolg stützte sich vor allem auf die männliche Wählerschaft (11,6 Prozent), die sich in allen Altersklassen mit über zehn bis zu 12,7 Prozent (60 bis unter 70 Jahre) für die AfD entschieden. Der Anteil der Frauen war sowohl insgesamt (6,8 Prozent) als auch in den Altersklassen jeweils um rund fünf Prozentpunkte niedriger. Nach den Ergebnissen der repräsentativen Wahlstatistik ist die AfD für jüngere Wählergruppen unter 35 Jahre (rund acht Prozentpunkte) weniger attraktiv. Den größten Zuspruch hatte sie bei den 60- bis unter 70- jährigen Wählerinnen und Wählern mit einer Quote von 10,6 Prozent.

Die Partei DIE LINKE kann ähnlich wie die GRÜNEN bis zum Alter von 60 Jahren auf eine stabile Wählerschaft bauen, jenseits der 60 Jahre schwindet die Anhängerschaft. In der Altersgruppe von 25 bis unter 35 Jahren erzielte DIE LINKE ihren höchsten Gewinn (4,0 Prozentpunkte) und ihr bestes Ergebnis (8,2 Prozent). Die Partei wurde von Männern etwas häufiger gewählt als von Frauen (6,5 bzw. 4,9 Prozent). Insgesamt kam die Partei bei der Europawahl 2014 auf 5,6 Prozent der gültigen Stimmen, 1,7 Prozentpunkte mehr als bei der Europawahl 2009.

Die FDP erzielte bei der Europawahl 2014 nur noch 4,1 Prozent (minus 8,5 Prozentpunkte) der gültigen Stimmen. Die Liberalen hatten in allen Altersklassen erhebliche Stimmeneinbußen. Die höchsten Verluste waren bei den 25- bis unter 35-Jährigen (minus 14,1 Prozentpunkte) zu verzeichnen. Ihr bestes Ergebnis erzielte die FDP mit 4,7 Prozent bei den 70-jährigen und älteren Männern und Frauen, bei den jüngeren Wählergruppen lagen die Stimmenanteile zwischen 4,0 und 4,4 Prozent. Männer wählten die Liberalen etwas häufiger als Frauen (4,9 bzw. 3,8 Prozent).

Wie bereits bei früheren Wahlen nahm auch bei der Europawahl 2014 die Wahlbeteiligung mit dem Alter tendenziell zu: Von den unter 25-jährigen Wahlberechtigten machte nur knapp ein Drittel (32,2 Prozent) von ihrem Wahlrecht Gebrauch, von den 60-Jährigen und Älteren ging dagegen gut jeder Zweite (51,4 Prozent) wählen. Zwischen Männern und Frauen gab es hinsichtlich der Wahlbeteiligung nur geringe Unterschiede. Insgesamt lag die Wahlbeteiligung in Hessen bei der Europawahl 2014 bei 42,2 Prozent. +++ fuldainfo