Ole von Beust: AfD wird wegen Themen-Auswahl gewählt

AFD

Berlin. Hamburgs früherer Erster Bürgermeister Ole von Beust (CDU) glaubt, die AfD werde gewählt, weil sie „Themen anspricht, wie es die anderen Parteien nicht tun“. Der ehemalige CDU-Politiker sagte im Gespräch mit der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“, wer beispielsweise „europakritisch ist, findet in der Politik kaum noch ein Sprachrohr. Auch wer meint, der Westen habe in der ganzen Frage Russland/Ukraine nicht besonders klug gehandelt, findet kaum Fürsprecher.“ Solche Themen artikuliere die AfD, „ob es mir passt oder nicht“. Von Beust selbst war einst mit den Stimmen der „Partei Rechtsstaatliche Offensive“ des früheren Richters Ronald Schill ins Amt gelangt. Im Gespräch mit der Zeitung vertrat er die Auffassung, es fehle den Parteien gegenwärtig an charakteristischen Personen.

Von Beust sagte: „Früher war die Stärke der CDU, dass sie für unterschiedlichste Themen auch Personen hatte, die durchaus mal über die Stränge geschlagen haben. Von Strauß bis Blüm, die haben immer mal wieder was gesagt, wo es knallte, explodierte – wo Gefühl drin war. Das gibt`s nicht mehr. Bei der SPD ja nebenbei auch nicht.“ Politik, so von Beust in dem Interview weiter, „funktioniert immer auch im Reflex auf veröffentlichte Meinung“. Das „Selbstbewusstsein eines Politikers hängt davon ab, was er über sich in der Zeitung liest“. Journalisten seien Teil einer „Polit-Kaste“, seien „Leute, die eigentlich Politik analysieren sollten, selbst jedoch längst Teil des Systems geworden sind. Mit Lob, mit Anerkennung, mit Eitelkeit, mit Teilhabe an gewissen Zirkeln und, und, und.“

Zentralrat der Juden besorgt über Antisemitismus bei der AfD

Der Zentralrat der Juden in Deutschland ist besorgt über antisemitische Vorfälle bei der AfD. Präsident Dieter Graumann sagte „Bild am Sonntag“: „Judenhass gehört nicht in die Politik, sondern geächtet. Gerade eine neue Partei wie die AfD wäre gut beraten, sich glaubwürdig an diesen Grundsatz deutscher Politik zu halten.“ Hintergrund ist ein antisemitischer Facebook-Eintrag eines in den Brandenburger Landtag gewählten Abgeordneten. Der Publizist und ehemalige Zentralrats-Vizepräsident Michel Friedman macht Parteichef Bernd Lucke für diese Tendenzen mitverantwortlich: „Lucke scheint blind und taub zu sein, wenn die AfD rechtspopulistisch brüllt. Wenn der Partei-Chef sich nicht endlich klar und glaubwürdig gegen rechte Tendenzen wehrt, muss er sich genau diese zurechnen lassen.“ +++ fuldainfo