Mittelstands-Verband warnt vor Frühverrentungswelle bei Flexi-Rente

Rentner, Rente

Berlin. Der Präsident des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (BVMW), Mario Ohoven, hat die Bundesregierung vor Fehlern bei der geplanten Einführung der sogenannten Flexi-Rente gewarnt. „Keinesfalls darf die Flexi-Rente Steigbügel einer neuen Frühverrentungswelle werden“, sagte Ohoven dem „Handelsblatt“. Dennoch sei angesichts des demografischen Wandels in Deutschland eine Flexibilisierung des Renteneintrittsalters geboten. „Ohne eine Anpassung der Lebensarbeitszeit an die zunehmende Lebenserwartung ist die gesetzliche Rentenversicherung auf Dauer nicht finanzierbar.“

Ohoven plädiert dafür, Anreize für die Beschäftigung von Rentnern zu schaffen. Dazu sollten aus seiner Sicht die Beiträge zur Arbeitslosen- und Rentenversicherung vollständig abgeschafft werden. „Darüber hinaus sollten Frühverrentungsanreize abgebaut werden“, sagte der Mittelstandpräsident und führte als Beispiel die 2008 in Kraft getretene, erneute Verlängerung der Bezugsdauer des Arbeitslosengelds für Ältere auf bis zu 24 Monate an. Das Arbeitslosengeld sollte vielmehr einheitlich auf zwölf Monate festgesetzt werden. Als „völlig kontraproduktiv“ bezeichnete Ohoven die abschlagsfreie Rente ab 63. Diese gehöre ebenfalls auf den Prüfstand. Ohoven forderte überdies, das Teilrentenmodell, das kaum Anklang finde, attraktiver zu gestalten. Dazu müsse die Hinzuverdienstgrenze erhöht und das Modell grundsätzlich vereinfacht werden. „Ältere Mitarbeiter können so einen gleitenden Übergang in den Ruhestand wählen, anstatt vorzeitig ganz aus dem Erwerbsleben auszuscheiden“, erläuterte Ohoven.

Eine „sinnvolle Verdienstgrenze“ wäre aus seiner Sicht die Höhe des letzten Brutto-Gehalts. „Diese Anhebung würde einerseits den Fachkräftemangel lindern und andererseits Rentnern mehr Flexibilität ermöglichen“, sagte er. „Zudem würde der bisherige hohe bürokratische Aufwand gesenkt werden, da praktisch nicht mit Überschreitungen der neuen Hinzuverdienstgrenze zu rechnen wäre.“ Ohoven sprach sich überdies dafür aus, befristete Beschäftigung zu erleichtern. Zwar bestehe derzeit schon die Möglichkeit, die Beendigung des Arbeitsverhältnisses durch Erreichen des Renteneintrittsalters mehrfach hinauszuschieben. Jedoch gelte dies nur für Mitarbeiter, die noch nicht in Rente gegangen sind. Der Gesetzgeber müsse daher „eine Möglichkeit schaffen, Mitarbeiter auch dann über das Renteneintrittsalter hinaus befristet zu beschäftigen, wenn diese Entscheidung erst nach Eintritt in die Rente getroffen wird“, verlangte der Mittelstandspräsident. +++ fuldainfo