Bild-Artikel über Ökostromumlage – Energy Brainpool dementiert Aussagen

Solaranlage

Berlin. Die BILD hatte am Freitag eine Meldung zur Ökostromumlage veröffentlicht. Auch wir hatten die Vorabmeldung gebracht und hatten geschrieben das Deutsche Verbraucher „angeblich“ Milliarden per EEG-Umlage gezahlt hätten. Das Blatt hat sich auf Informationen von Energy Brainpool berufen. Diese haben die Aussage der Zeitung nun als falsch dargestellt. Die genannten Zahlen wurden nicht von Energy Brainpool berechnet, heißt es in einer Mitteilung.

Grundlage des Artikels war ein Hintergrundgespräch der Bild-Zeitung mit Energy Brainpool zum Anteil an Strom aus erneuerbaren Energien (EE), der von Deutschland in die Nachbarstaaten exportiert wird. Bei diesem Gespräch wurde eine überschlägige Rechnung von Energy Brainpool aufgestellt: Die saldierte Stromexportmenge im Jahr 2013 betrug etwa 35 Mrd. kWh. Der Anteil erneuerbarer Energien am deutschen Stromverbrauch betrug ca. 25 Prozent. Überträgt man pauschal diesen 25 Prozent-Anteil auf die exportierte Strommenge und unterstellt ebenfalls pauschal Mehrkosten für die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien über dem Strompreis am Großhandelsmarkt von 0,1 EUR/kWh, ergeben sich 875 Mio. Euro, die über die EEG-Umlage an deutsche Endverbraucher gewälzt werden. Der Strompreis für deutsche Endverbraucher erhöht sich dadurch um 0,0027 EUR/kWh. Für einen Haushalt mit einem durchschnittlichen Stromverbrauch von 3.500 kWh ergeben sich dadurch Kosten von 9,34 Euro im Jahr. Diese Berechnung wurde ausdrücklich als Überschlagsrechnung für ein Hintergrundgespräch aufgestellt. Im Artikel wird mit einem Anteil erneuerbarer Energien von 50 Prozent gerechnet, was zu den doppelten Kosten führt. Diese Annahme entspricht in keiner Weise Aussagen von Energy Brainpool.

Richtig ist folgende detailliertere Analyse mit dem Energiemarktmodell Power2Sim von Energy Brainpool: Die saldierten Stromflüsse aus Deutschland in das Ausland im Jahr 2013 betrugen 33,8 Mrd. kWh [AGEnergiebilanzen2014]. Der Anteil des im Jahr 2013 zeitgleich erzeugten Stroms aus erneuerbaren Energien am Export beträgt 24 Prozent. Der Anteil Erneuerbare am Stromexport lag somit niedriger als der Anteil Erneuerbarer an der Bruttostromerzeugung von 25,8 Prozent [AGEnergiebilanzen2014]. Die Erlöse aus dem unterjährigen Export von Strom überwogen auf Basis der Börsenstrompreise die Kosten für den Import von Strom um rund 810 Mio. Euro und führten somit nahezu zu einem Ausgleich der EEG-basierten Kosten.

Die Stromnetze sind über die Landesgrenzen hinweg miteinander verbunden. Import und Export von Strom zwischen den Ländern und ein harmonisierter Energiehandel (Market Coupling) führen gegenüber einer nationalen Betrachtung zu größerer Effizienz. So können über Landesgrenzen hinweg – soweit die zur Verfügung stehenden Grenzkuppelkapazitäten ausreichen – die günstigsten Kraftwerke eingesetzt werden, um die Stromnachfrage zu decken. Grenzübergreifender Handel führt folglich insgesamt zu Wohlfahrtsgewinnen. Zudem erhöht der internationale Stromverbund die Versorgungssicherheit.

Die weit verbreitete Meinung, dass gerade die überschüssige Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien in die Nachbarstaaten exportiert wird, ist nicht richtig. Im Jahr 2014 haben erneuerbare Energien einen maximalen Anteil von 75 Prozent am Stromverbrauch. Umgekehrt bedeutet dies, dass selbst dann, wenn Deutschland Strom exportiert, 25 Prozent der Stromnachfrage aus konventionellen Kraftwerken gedeckt werden. Dies bedeutet, dass faktisch keine Situationen existieren, in denen von „überschüssigem erneuerbaren Strom“ gesprochen werden kann. Die Kraftwerke, die auch zu Zeiten hoher erneuerbarer Einspeisung weiterhin Strom produzieren, sind zumeist Teil des sogenannten „Must-run-Sockels“. Um diesen abzubauen, sind Änderungen am Strommarktdesign notwendig, wie sie aktuell im Zuge der Grünbuchdebatte des BMWi diskutiert werden, heißt es zum Schluss. +++ fuldainfo