Ärztliche Zweitmeinung einholen – heilt doppelt besser?

Fulda. Ist die Diagnose wirklich richtig? Muss ich mich tatsächlich operieren lassen? Gibt es vielleicht noch andere Therapieoptionen? Wenn Patienten vor geplanten operativen Eingriffen verunsichert sind oder Zweifel an einer Diagnose beziehungsweise Therapie hegen, ist es sinnvoll, eine zweite ärztliche Meinung einzuholen.

Die Zweitmeinung gehört zu den grundlegenden Patientenrechten im deutschen Gesundheitssystem. „Zwar ist dieses Recht in keinem Gesetz ausdrücklich geregelt, der Anspruch auf Einholung einer Zweitmeinung wird heute aber allgemein anerkannt und aus dem Recht des Patienten auf freie Arztwahl abgeleitet“, erklärt Christiane von der Tann, Fachanwältin für Medizinrecht. Die Einholung einer Zweitmeinung wird nach Angaben der Fachanwältin von den Ärzteverbänden und den Krankenkassen sogar befürwortet. Letztere übernehmen im Regelfall auch die anfallenden Kosten. Das gilt sowohl für gesetzlich Versicherte als auch für Privatpatienten.

Die komplette Diagnostik muss für eine zweite Meinung nicht wiederholt werden. „Das wäre unwirtschaftlich und ist auch nicht nötig“, betont Allgemeinmediziner Ralph-Michael Hönscher. „Der Patient sollte mit seinem Hausarzt über das Thema sprechen, sich seine Befunde geben lassen und diese beim Einholen der Zweitmeinung mitnehmen. Manchmal können jedoch weitere Untersuchungen erforderlich sein.“

Der Patient selbst entscheidet darüber, welchen Arzt er für die Zweitmeinung aufsucht. Dafür muss er nicht in der Region bleiben, sondern kann sich bundesweit orientieren. Doch den richtigen Spezialisten zu finden, ist gar nicht so leicht. Dr. Michael Eichler, Facharzt für Neurochirurgie, empfiehlt daher das Gespräch mit dem Hausarzt als ersten Ansprechpartner in Gesundheitsfragen. Darüber hinaus verweist der Neurochirurg auf die Homepages medizinischer Einrichtungen sowie die Beratungsangebote der Krankenkassen. Kosten-pflichtige Zweitmeinungsplattformen im Internet beurteilt Dr. Eichler kritisch. „Die Begutachtung des Patienten muss persönlich erfolgen, nicht nur anhand von Bildmaterial und Laborergebnis-sen. Denn das Ziel einer zusätzlichen Konsultation ist es, Klarheit zu bringen und den Patienten als Partner in der Behandlung zu stärken.“ +++ fuldainfo | lk